Aus der Ukraine geflüchtet, arbeitet der Arzt Emmanuel Keson als Pfleger in Hamburg. Nun droht dem Ghanaer die Ausweisung. Ohne ukrainische Staatsbürgerschaft ist er „Geflüchteter zweiter Klasse“. Den Text gibt es hier:
Alles für die Katz: In einem halben Jahr hat Emmanuel Keson Deutsch auf B2-Niveau gelernt Foto: Miguel FerrazTatjana Smudzinski 27.12.2022, 18:00 Uhr
Elf Jahre hat Keson in der Ukraine gelebt, sein Studium abgeschlossen und als Chirurg gearbeitet. „Ich bin in die Ukraine gekommen, um Arzt zu werden und eine bessere Person aus mir zu machen“, sagt er nachdenklich. Er zückt sein Handy. Darauf hat er Videos, die zeigen, wie er Operationen durchführt. Wenn er sich so im Arztkittel auf den Aufnahmen betrachtet, wirkt er stolz.
Sista Oloruntoyin, Mitgründerin der Organisation, erklärt, Arrivati-Aktivisten hätten Kontakte zu Schwarzen, antirassistischen und Migrantenorganisationen an den EU-Ostgrenzen. Deshalb hätten sie eine Überführung möglich machen können. Die Krux an der Sache ist für Keson und seine Geschwister, dass diese Sicherung des Lebensunterhalts voraussetzt, dass man das Geld bereits besitzt. Arbeiten dürfen Inhaber von Studentenvisa nämlich nur in den Ferien. Dass Keson und seine Geschwister als Pflegehelfer in Hamburg tätig sind, reicht deshalb nicht aus.
„Wir geben uns solche Mühe, uns so schnell es geht zu integrieren“, sagt Keson. Innerhalb weniger Monate hat er das Sprachniveau B2 in Deutsch erlangt. Dies bescheinigt ihm ein gehobenes Sprachniveau, mit dem er komplexe Sachverhalte verstehen und sich selbständig ausdrücken kann. Er wolle so schnell wie möglich das höchste Sprachlevel C2 erreichen. Seit Juli hat er als Pflegehelfer gearbeitet und Steuern gezahlt.
Auch der Sprecher der Grünen-Fraktion Philipp Wenzel hält derartige Erfahrungen nicht für ausgeschlossen. „Schließlich setzen wir uns als Bürgerschaft regelmäßig im Eingaben-Ausschuss mit solchen Schilderungen auseinander“, sagt er auf Nachfrage der taz. „Das ist Quatsch“, meint Carola Ensslen. Sie fordert eine einjährige Dauer der Fiktionsbescheinigungen. „Es gibt hier keine zeitliche Begrenzung“, sagt sie. Die Erteilung einer Fiktionsbescheinigung bedeute lediglich, dass über einen beantragten Aufenthaltstitel noch entschieden werden muss. „Das kann auch länger dauern“, sagt die Abgeordnete. Das Bundesinnenministeriums bestätigt das.
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